Jets müssen Sportbetrieb vorübergehend einstellen
Nachdem die Troisdorf Jets bereits das Kindertraining bis Mitte Mai ausgesetzt haben, müssen nun auch alle anderen Sportlerinnen und Sportler auf das letzte bisschen Bewegung verzichten.
Die Sportpause gilt so lange, bis die Inzidenzzahl im Rhein-Sieg-Kreis an fünf aufeinanderfolgenden Tagen wieder auf einen Wert von unter 100 gesunken ist. Danach können am übernächsten Tag die strengeren Regeln wieder zurückgenommen werden.
Grund für die Aussetzung ist das Wörtchen „Individualsportarten“, das so im Infektionsschutzgesetz vom 22. April 2021 nachzulesen ist.
„…die Ausübung von Sport ist nur zulässig in Form von kontaktloser Ausübung von Individualsportarten, die allein, zu zweit oder mit den Angehörigen des eigenen Hausstands ausgeübt werden…“
Das Problem liegt dabei wieder einmal in einer mangelnden Differenzierung. Denn auch laut Landessportbund NRW ist der Begriff „Individualsport“ nicht rechtssicher definiert. In der neuesten Interpretation des Gesetzestexte vom 3. Mai 2021, die neben den bundesweiten Vorgaben auch immer die Situation vor Ort in Nordrhein-Westfalen berücksichtigt, geht der Verband von einer Erlaubnis aus für die
„Individuelle Ausübung jeglichen Sports ohne körperlichen Kontakt bei Wahrung des Abstandsgebots.“
Jetzt könnte man meinen, American Football ist so weit von Individualsport entfernt, wie eine Pferdekutsche von einem Ferrari. Ganz im Gegenteil rühmen sich die Footballer oft, den Teamsport schlechthin zu betreiben und das mag für das eigentlich Spiel sicherlich zu 100 Prozent stimmen.
Was dabei jedoch vergessen wird ist, dass in der Jahres-Periodisierung ein Großteil der Zeit in das Athletik,- Kraft und Beweglichkeitstraining investiert wird. Dieses ist zwar an die speziellen Anforderungen des Sports angepasst, hat aber mit dem eigentlich Wettkampf, wie viele ihn aus dem Fernsehen kennen, kaum etwas zu tun. Dafür wird in einem regulären Saisonverlauf vor allem die Winterzeit genutzt, bevor dann nach und nach die sportartspezifischen Elemente ins Training einfließen.
Das Sportangebot der Troisdorf Jets in den vergangenen Wochen beinhaltete dabei genau diese grundlegenden Elemente des Sports. Letztlich nicht mehr oder weniger, als auch ein Leichtathlet, ein Tennisspieler oder sogar ein Schwimmer im Training zusätzlich zur eigentlichen Sportart absolvieren würde. Da auch die Fitness-Studios bekanntermaßen seit Monaten geschlossen sind, war dieses Minimal-Sportangebot die einzige Alternative für ein bisschen sinnvolle Bewegung.
Und das Argument, man könne so ein Training doch auch alleine auf der öffentlichen Wiese im Park machen, geht vollkommen an der Lebensrealität vorbei. Das gilt vielleicht fürs Joggen, aber kein Mensch legt sich eine Koordinationsleiter auf den Bürgersteig vorm Haus und absolviert dort sein Footwork-Training.
Mit ihrem Sportangebot haben sich die Jets streng an die Vorgaben der Coronaschutzverordnung NRW gehalten, ein eigenes Hygienekonzept entwickelt und penibel umgesetzt, sowie zuletzt ausschließlich in 2er-Gruppen ohne Kontakt und mit mindestens fünf Metern Abstand zwischen den Gruppen trainiert. Platz ist im Aggerstadion ja reichlich vorhanden.
Die Trainingszeiten der einzelnen Mannschaften wurden verkürzt und zeitlich so verlegt, dass keine Kontaktmöglichkeiten beim Betreten oder Verlassen der Anlage bestanden. Auf dem gesamten Gelände, sogar bereits auf dem Parkplatz, galt eine Maskenpflicht und auf das Einhalten der Abstände vor und nach dem Sport wurde ebenfalls geachtet. Genutzt hat es offenbar nichts.
An geltendes Recht muss man sich halten. Punkt.
Aber wenn es aufgrund einer unklaren Formulierung tatsächlich einen Handlungsspielraum gibt, dann könnte man diesen auch einfach maximal positiv auslegen, um das letzte bisschen Sport an der frischen Luft für alle in irgendeiner Form zu ermöglichen. Ein generelles Verbot bzw. eine massive Einschränkung durch das Infektionsschutzgesetz mit der Gießkannen-Methode ist aus unserer Sicht zwar die bequemste, aber auch die mit Abstand schlechteste aller Lösungen.
Bleibt gesund und drückt die Daumen, dass wir bald wieder auf den Platz dürfen. Wir halten euch auf dem Laufenden, wenn es wieder losgeht!